Dienstag, 27. September 2016

MESSER / Jalousie

"Es riecht nach Regen, riecht nach Metall. Es schmeckt nach Blut in deinem Mund", die ersten Worte auf "Jalousie", dem dritten Album der Band Messer, das bedrohlicher und intensiver wenn auch nicht mehr so unverblümt wuchtig klingt wie ihre frühen Songs. Dafür meldet sich die in Münster gegründete Post-Punk-Band nach 3 Jahren Funktstille mit einem gehaltvollen und abwechslungsreichen Werk zurück, mittendrin im Reifeprozess und voll mit musikalischen Verweisen auf die deutsche Wavegeschichte. Nicht selten scheint der große Peter Hein Pate gestanden zu haben, dann wieder sind es die völlig unterschätzten Palais Schaumburg; der fiebrige und flimmernde Gesang von Holger Hiller, den Messer-Sänger Hendrik Otremba mit einer ganz ähnlichen Intensität hinbekommt. Die Songs "Detektive" und "Meine Lust" mit ihrem aufgeregt-pulsierenden Rhythmus halten ganz ungehemmt die Klasse etlicher Wave-Originale und sind doch alles andere als Retro. Man nimmt der Band die Ungezügeltheit und kühle Lässigkeit in ihren Songs in jedem Moment ab. So ist "Jalousie" ein schlicht umwerfender Gefühlsausbruch aus dem Hier und Jetzt, wenn Otremba im brillanten "Der Mann der zweimal lebte" singt, "ich hab mir die Lippen wund geküsst, voll von deiner Liebe". Längst kann Indierock auch aktuell noch so ungezügelt und vielseitig klingen, das machen Messer mit ihrem Album "Jalousie" mehr als deutlich. Dabei gibt es den schönsten Moment der Platte gleich zu Beginn, wenn mit der wundervollen Stella Sommer der Hamburger Band Die Heiterkeit der verführerisch-mürrische Gegenpart auf Otrembas schneidenden Gesang trifft, "ich sehe klar wie sich die Erde dreht, so lange liege ich schon hier. Schließ´ ich die Augen, träume ich. Träume von allen und zuletzt von dir. So sollte es sein". Was für ein unwiderstehlicher Augenblick. 
Rauschen Review 38

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