Freitag, 21. Januar 2022

MARC ALMOND / Mother Fist... (1987)

MARC ALMOND: Mother Fist... (1987), Some Bizarre

Generös eingehende Seemannslieder voller Tragik und Erotik; Mother Fist aus dem Jahr 1987 ist Marc Almonds frühes Meisterstück, in dem er das ganze Repertoire seines folgenden Solowerks erstmals in Szene setzt. "Well now i´ve been on my own for many a year, seems like i´ll never get loved", singt er, ein wenig verschmitzt und nicht frei von Posse, schließlich lag da schon eine beachtliche Karriere hinter ihm. Mit Soft Cell schrieb er zu Beginn des Jahrzehnts einige der schönsten Wavepop-Hymnen, doch vom eingängigen Synth-Pop hatte er sich schon mit seinem Nebenprojekt, den Mambas, würdevoll verabschiedet. Auf Mother Fist zeichnet er erstmals eine Welt anrüchiger Begehren, die für viele seiner späteren Alben so typisch werden sollte, und in die er als Beobachter und Komplize gleich selbst einzutauchen scheint. Vielzitierter Schauplatz sind die Bars samt seiner Darsteller rund um den Hafen Barcelonas, wo das Album seinerzeit auch entstand. "First i saw you, love in a silk black slip, in dark waters, sinking like a ship" heißt es verheißungsvoll in Melancholy Rose, während The Hustler ein sehr viel dunkleres Bild malt, "over there in the cold stands the hustler, his eyes are old, he has seen a million ugly scenes". In diesem Wechselbad agieren auch die Musiker der Willing Sinners und verpassen Almonds Geschichten einen schwankend-melodischen Soundtrack, als sinnlich-taumelnde Anomalie der damaligen Zeit. Mother Fist And Her Five Daughters ist so reich an abenteuerlicher Inspiration, dass er immer wieder zu diesen akustischen Schauplätzen zurückkehrte, in den fabelhaften Brel-Inszenierungen etwa oder seinen intimeren Soloshows.   
Rauschen Review 167

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