Zwischen all den richtungsweisenden Bands der frühen deutschsprachigen Punk- und Wave-Ära, waren Fehlfarben ohne Umschweife eine der progressivsten. Ursprünglich als Nachfolge der bereits bedeutenden Szene-Band Mittagspause gegründet, wurde ihr Album "Monarchie und Alltag" 1980 schnell DAS Kernstück jener Zeit. Bis heute, über 3 Jahrzehnte nach ihrer Veröffentlichung, bilden die 11 Songs als ein karg-melodischer Reigen Tristesse und Aufbruch der später Siebziger Jahre noch immer eindrucksvoll nach. Mit Darbietungen aus dem heute längst legendären Album haben die Düsseldorfer um Sänger Peter Hein auf ihren Konzerten seither nie gegeizt. Zahlreiche Songs wie das kultisch verehrte "Paul ist tot", "Grauschleier" und selbst der lange verhasste "Hit", "Ein Jahr (es geht voran)", stehen immer mal wieder im Set ihrer Tourneen. In voller Länge hingegen wurde das Album tatsächlich erst vor wenigen Monaten beim vom Kulturzentrum Zakk veranstalteten Lieblingsplatte-Festival in ihrer Heimatstadt aufgeführt. Nun spielen Fehlfarben das Album auf Tour und sei es nur des Geldes wegen, so Hein süffisant. Die Band pflegt spätestens seit ihrem Comeback 2002 einen lockeren Umgang mit dem erfolgreichen Debüt und auch um Nostalgie soll es bei dieser Tour gar nicht erst gehen. Im zweiten Teil des Sets zur Tour streuen sie aktuelle Songs ein, die beweisen, dass sie zwar, so wieder Hein, "ewig gestrig" seien aber auch im Hier und Jetzt noch ein paar brauchbare Songs schreiben können. Musikalisch gibt es denn auch beim Konzert in der erfreulich gut gefüllten Kampnagel-Fabrik in Hamburg nichts zu mäkeln. Die Band spielt den Albumklassiker immens druckvoll und beinahe streng nach Vorgabe. Warum dann ausgerechnet Frontmann Peter Hein seine Gesangspasasgen mitunter neu phrasieren muss bleibt sein Geheimnis. Neue Nuancen verabreicht er den Songs damit nicht, vielmehr verlieren sie etwas von ihrer spitzen Dringlichkeit. Aber selbst diese kleine "Verstimmung" kann den generösen Gesamteindruck, den das Album "Monarchie und Alltag" als Hauptdarsteller des Abends hinterlässt nichts anhaben. Die Geschichte ist längst gemacht. Zu solch einer dürften sich auch die neueren Songs gesellen, die sich nahtlos in das Set einfügen und beweisen, dass Fehlfarben auch 2017 noch immer über Aussagekraft verfügen.
Rauschen Review 59

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen