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| RADIOHEAD: Hail To The Thief (2003), XL |
"Amnesiac" war mit seinem abweisenden Kopfzerbrechen nur schwer zu ertragen. Die salbungsvolle Gelassenheit von Talk Talk, ihren ewigen Vorreitern, sollten Radiohead auch in ihren konzentriertesten Momenten nie erreichen, nicht einmal auf dem so hoheitsvoll Besprochenen "Kid A". Das Album "Hail To The Thief" aus 2003 klingt fast so, als wolle sich die Band dieser Tatsache stellen. Nach Jahren gab es erstmals wieder Reputierliches aus der Schmiede Yorke/Greenwood, Songs, die den Stimmungsbildern ihres frühen Meisterwerks "OK Computer" sehr nahe kamen, ohne sich mit ihnen gleich messen zu wollen. "There there", als melodiebeseelte Vorabsingle ins Rennen geschickt, war erstmals wieder Pop, "where i end and you begin" gar großer Pop. Natürlich blieben diese Songs nur Stückwerk auf einem Album, das sich seinen Platz im Schaffen dieser großen Band erst verdienen sollte. Weiterhin knisterte es elektronisch-verzerrt, eine lupenreine Popband wollte die Band aus dem britischen Oxford auch nie sein. Aber immer wieder ließen sich Radiohead im Verlauf des Albums zu echten Songs hinreißen, mit den abschließenden "scatterbrain" und dem wundersamen "a wolf at the door" zeigten sie eindrucksvoll ihre kluge Definition ebenjener. Wie kein weiteres Album markiert "Hail To The Thief" einen Übergang, eine Art Blaupause, doch die zurückeroberte Liebe zu Songstrukturen verleibte dem gesamten Album eine Besonnenheit ein, die Radiohead Jahre später auf "In Rainbows" perfektionieren sollten.
Rauschen Review 64

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