Montag, 27. November 2017

DILLON / Kind

Dillon baut ihren elektronisch-minimalistischen Sound auf ihrem dritten Studioalbum aus und klingt nun offener und songorientierter. Durch den Einsatz fein gewählter Bläser haben die neuen Songs eine sehr viel organischere Note, vor allem aber steht die fragil-knisternde Stimme Dillons sehr viel stärker im Vordergrund. Wankt der Opener mit Dirk von Lowtzow als Gastsänger noch ein wenig ungelenk im neuen Soundgewand, ist bereits das folgende "Stem and Leaf" ein erbaulicher Schritt nach vorne. Dabei bleiben die Arrangements auch mit Hornbläsern auf das Nötigste reduziert. Nach wie vor legt die Berlinerin nur so viel Klang wie nötig um ihre Stimme; ein sachte pulsierender Beat, ein leise klingendes Klavier. Und doch klingt der Sound auf "Kind" deutlich intensiver und effektvoller, so wie "Lullaby" mit seinen asiatischen Klangfarben und nahezu schwereloser Atmosphäre. "Soft as a shadow, i move up your spine in your chest, i rest - schlaf ein" singt die bezaubernde Sängerin, ein ganz und gar rauschender Moment, dem David Sylvian mit seiner "Blemish"-Phase Pate gestanden haben muss. Mit dem neu eingespielten "Contact Us" (seit Jahren einer der Live-Höhepunkte) legt Dillon dann nochmal an Dringlichkeit zu, so wie auch in "Killing Time", das sich mit seinen treibenden Percussions und schrägem Backchor nah an der Stimmung des Fever Ray-Debüts anlehnt. Stetig gewinnen die Songs auf "Kind" an Intensität und Ausdruck, auch wenn sie ein paar Durchgänge dafür benötigen. Für Dillon aber ist dieses Album eine innige Entwicklung, so wie sie im letzten Stück singt; "with the purest intentions, i plant my love in you", das als Finale "2. Kind" besser funktioniert als der Opener und sich schlußendlich und gravitätisch in einem Synthinferno auflöst. 
Rauschen Review 71

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