Freitag, 23. Februar 2018

CALEXICO / The Thread That Keeps Us

CALEXICO: The Thread That Keeps Us (2018), City Slang
 
Der Südstaaten-Folk von Calexico gerät auf dem neuen Werk rauher und ungezügelter nach zuletzt eher atmosphärisch klingenden Alben. Mit "The Thread That Keeps Us" besinnt sich das Duo Joey Burns und John Convertino nicht nur ihrer musikalischen Anfänge und herausragender Alben wie "Black Light", sondern geht bewusst beherzter zu Werke und lässt den Gitarren und Percussions wieder mehr Spielraum. Denn auch textlich ist die Band schonungsloser geworden, nimmt sich den ungemütlichen Zeiten an, die vor allem auch in ihrer Heimat, den Vereinigten Staaten, vorherrschen; "i thought you were the one, who said cold wars are a bust" heißt es gleich im Opener "End Of The World With You" und weiter, "she doesn´t want a romeo just someone she can trust with an ear to the ground". Das Album erscheint als eine Ansammlung von Protestsongs, durch die trotzdem, oder gerade, ein großer Anteil Liebe fließt. Dies als Antwort auf die Attacken von Trump & Co.? Es sind nicht die schlechtesten Eigenschaften für ein politisches und wichtiges Album, das dennoch nicht auf seine musikalische Ausgelassenheit verzichten will. So trabt die Vorabsingle "Under The Wheels" groovend und leichtfüßig daher, es gibt einige ruhige Momente ("The Town & Miss Lorraine") und natürlich fehlt auch der Mariachi-getragene Sound nicht ("Flores Y Tamales"), auch wenn dieser aktuell eher eine untergeordnete Rolle spielt. In erster Linie poltern  Calexcio angenehm rockend wie in "Bridge To Nowhere" oder "Dead In The Water", "i got the world in my hands, can make it rain or flood, i´ve got my fingers in all the pots and toxic waste in my blood". Musikalisch wie textlich ist "The Thread That Keeps Us" eine lärmende Frischzellenkur, die für Fans und Anhänger zudem ein Maß an neuen und lange nicht gehörten Sounds bereithält. Wie eine Art Balsam nach dem musikalischen Sturm gibt sich dann die mehr als gelungene Bonus-CD, die sachter und auch wieder atmosphärischer ausfällt und irgendwo zwischen folkloristischen Traditionals und jazziger Verspieltheit pendelt. 
Rauschen Review 77

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