Zur Jahrtausendwende zünden die New Yorker Strokes das letzte große Feuerwerk der Rockmusik. Die ebenfalls aus New York stammenden Interpol steuern ihre ganz eigene Fassung dazu bei, einen düster-melancholischen Soundtrack, als Abgesang auf den Rock`n Roll sozusagen, den damls noch niemand vorausahnen konnte. Zunächst als stilbewusste, elegante Version von Joy Division eingeordnet, spannen Interpol den Bogen bereits früh sehr viel weiter. Ihr Rhythmus ist rollender, die Gitarren spitzer, die Melodien so einnehmend wie läuternd-unterkühlt. Sänger Paul Banks scheint dazu nicht nur im wabernden Nebel der Melodien zu verschwinden, er biegt sich förmlich mit den einzelnen Melodiebögen. Heraus kommen fiebrig-ekstatische Songs, voller Inbrunst und Anmut. Bis heute sind die ersten drei Alben der Band von beeindruckender Qualität. "It´s up to me now turn on the bright lights" singt Banks in "NYC", einer der Songs des Debüts "Turn On The Bright Lights". Das Album ist ein verhuscht-rauschendes Statement, noch zwischen den stilistischen Stühlen, voller Abgründe, nicht wirklich greifbar und gerade deshalb so aufregend. Und doch scheint die Band bereits mit ihren ersten Aufnahmen die Grundrichtung gefunden zu haben. Auf Carlos Denglers tieflaufendem Bass liefern sich Gitarre und Schlagzeug ein diszipliniertes aber sehr kantig-anziehendes Duell. "I want your silent parts, the parts the birds love, i know there´s such a place, i had my back turned, you didn´t realize i´m lonely", singt Banks dazu im taumelnd-forschen "Say Hello To The Angels". Das Album gerät hingegen weitaus weniger düster als man vermuten mochte. "Obstacle 1" und "PDA" rumpeln angenehm, "Roland" prescht während das abschließende "Leif Erikson" die Stimmung wieder herunterkocht. Glanzpunkt des Albums aber ist noch heute das trabend-gemächliche "The New", das sich galant zwischen den Stimmungen bewegt. Schon damals konnte die Band Atmosphäre erzeugen. Ihr bis heute wichtigstes Stilmerkmal. Mit dem zweiten Album "Antics" zwei Jahre später werden die Strukturen klarer ohne den Charakter des ersten Albums zu verlieren. Interpol ziehen die Essenz vom Debüt zusammen und schaffen ein Album voller Meisterstücke. Jeder Song ist stimmig, im Fluß; vom getragenen Opener "Next Exit" über die noch heute live unschlagbaren "Evil", "Narc" oder "Slow Hands" bis zum abermals getragenen Abschluß "A Time To Be So Small"; was für verschwenderisch schöne Kleinode. Wie konnte die New Yorker Band diese mysteriöse Ekstase aufrechterhalten, gar steigern? Indem sie ihr drittes Album "Our Love To Admire" mitsamt der wabernd-sinistren Stimmung veredelten. Ihre Songs auf dem 2007 veröffentlichten dritten Werk sind nun pure Eleganz; der weiträumige Opener "Pioneers To The Fall", das schneidende "No I In Threesome", dazu gesellen sich neue Einflüsse, der Groove von "Rest My Chemistry" etwa, während "The Lighthouse" das Album als staubig-rauchende Westernarie schließt. Anders als viele Bands ihres Genres verlieren sich Interpol in den Folgejahren nicht im Mainstream, sondern bleiben ihrem Stil treu. Aber sie wirken fortan angestrengter, nicht mehr so leichtfüßig. Eben diese Leichtigkeit aber macht die ersten drei Alben der Band so besonders, trotz oder gerade wegen ihrer melancholisch-intensiven Stimmungen.
TURN ON THE BRIGHT LIGHTS (2002)
ANTICS (2004)
OUR LOVE TO ADMIRE (2007)
TURN ON THE BRIGHT LIGHTS (2002)
ANTICS (2004)
OUR LOVE TO ADMIRE (2007)
Rauschen Story 04
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen