Donnerstag, 10. September 2020

where the leaves can fall...

WHERE THE LEAVES CAN FALL: Playlist DIESES RAUSCHEN

"In this autumn town where the leaves can fall, on either side of the garden wall, we laugh all night to keep the embers glowing", sang Sam Beam von Iron & Wine einst andächtig. Und für Zeilen wie diese mag man den Herbst über das Land ziehen hören, melodisch und melancholisch, milde einnehmend. Noch leichtfüßiger haben es vor Ewigkeiten Yo La Tengo besungen; "we could slip away, wouldn´t that be better, me with nothing to say, and you in your autumn sweater", vielleicht werden sie es gar als Liebeslied gemeint haben, in den Herbst passt es allemal.

Im Hier und Jetzt bittet die wunderbare Stella Sommer zum (ja) - Sommerausklang auf dem Hamburger Kampnagelfestival. Nur mit akustischer Begleitung bekommen ihre ohnehin schon sonoren Songs einen noch tiefgehenderen Charakter, wie das aktuelle, sehr grazile "A Lover Alone", das sich perfekt in den Moment einfügt, in schimmernde Lichter der nahenden Dunkelheit eingehüllt. Am selben Ort haben auch Bright Eyes schon gespielt, doch deren Tour wurde aufgrund der Corona-Pandemie aufs kommende Jahr verschoben. Neue Songs von Conor Obersts lange stillgelegter Band gibt es hingegen jetzt schon, mit "Down In The Weeds, Where The World Once Was", das erste Album in immerhin 9 Jahren. Und auch wenn Oberst in der Zwischenzeit eine Vielzahl exzellenter Arbeiten vorlegte, innerhalb des Bandkosmos von Bright Eyes klingt sein Duktus intensiver und einnehmender und seine Worte dem feingeistigen Wahnsinn ein gutes Stück näher als sonst. Neue Songs wie "One And Done", das atmosphärische "Pan And Broom" oder die Single "Persona Non Grata" belegen dies ganz eindrucksvoll. Die gleiche Intensität zieht sich seit Jahrzehnten durch die Karriere von Stephan Eicher, einem der aufregendsten Künstler der schweizer Musikszene, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag und damit auch eine Art des Herbstbeginns feiert. An der Seite seines Bruders startete Eicher zu Beginn der Achtziger Jahre mit der Band Grauzone und dem überregionalen Hit "Eisbär" seine Laufbahn. Seinen ganz eigenen Stil fand er aber erst mit dem Soloalbum "Les Chansons Bleues", das ihn auch in Frankreich populär machte, wo er mit herausragenden Alben wie "Engelberg" oder "Carcassonne" zeitweise zum Superstar aufstieg. Der Pop-Chansonnier sang im Laufe der Jahre in verschiedenen Sprachen und griff auf etliche Stilrichtungen zurück wie jüngst mit der Blaskapelle Traktorkestar, mit der er seinen alten Songs neues Leben einhauchte. Man mag auf viele weitere Großtaten von ihm hoffen und darauf, dass der Herbst in dieser Form noch eine Weile erhalten bleibt bevor er mit dem erhabenen Chanson "Autumn Leaves" zu Grabe getragen werden kann; "the falling leaves drift by my window, the falling leaves of red and gold", besonders berührend in der Version von Mark Lanegan.
Rauschen Story 08

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