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| DAVID BOWIE: Lodger (1979), RCA |
Es gibt unzählige Favoriten im Bowie-Kosmos und alle wären als Lieblingsalbum zu Recht auserwählt. Die üblichen Verdächtigen sind dabei schnell genannt, "Ziggy Stardust" als pulsierender Taktgeber für den seinerzeit aufblühenden Glamrock oder das soulige "Young Americans", das den damals 28jährigen mit der Single "Fame" eine Nummer 1 in den US-Charts bescherte. Auch "Station to Station" mit seinem unterkühlten Ambiente oder das zu Unrecht verschmähte Hitalbum "Let´s dance" zählen dazu, das späte und wunderbar rührende "Hours" ganz sicher auch und vorneweg stehen sowieso die Berlin-Alben "Low" und "Heroes". Auch "Lodger" gehört zu dieser Berlin-Reihe, als Ende einer Trilogie, zu der es aber schon gar nicht mehr richtig gehören will. Und genau das macht dieses Album so spannend, denn die zehn 1979 fernab von Berlin im schweizerischen Montreux und in New York aufgenommenen Songs, stehen für genau das, wofür man David Bowie stets so verehrt hat, für kompromisslosen Charme und bedingungslose Neufindung. Auf keinem Album lebte er dies so sehr aus wie auf "Lodger", einem grundnervösen und rastlosen Album, das sich zunächst kaum Freunde machen will und auch die eigene Historie, einmal mehr, vor den Kopf stößt. Aber unter dem schroffen, oftmals groovenden Rhythmus vergraben sind die für Bowie, in dieser so beseelt kreativen Phase, üblichen wunderbaren Songs, das galante "fantastic voyage" oder die schräg-holpernde Nummer "DJ". Auch "Look back in Anger", am ehesten noch in den Annalen der Historie gelandet, und "Boys keep swinging" tendieren in diese Richtung während weite Teile des Albums nach ständigen Aufbruch klingen ("Move on"). Die Jahre zuvor war Bowie schließlich fast ständig auf Tour und eher nur sporadisch in Berlin. Vielleicht lässt sich das Album deshalb auch nicht wirklich verorten, sondern will überall gleichzeitig sein. Einen roten Faden, wie viele andere Werke seiner Karriere, hat "Lodger" auch nicht wirklich aber einen rauschenden, unfertigen Charme, der einzelne Momente einer Reise herrlich unprätentiös zum Ganzen führt. Allein dies verleiht der Platte ein Alleinstellungsmerkmal und steht mitunter näher an Bowies tatsächlichem Ist-Zustand zum Zeitpunkt der Aufnahme als all die anderen, konzeptionell so starken Werke seiner Laufbahn.
Rauschen Review 146

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