| DAVID SYLVIAN: Secrets Of The Beehive (1987), Virgin |
Eine wie in sich ruhende Reflexion, inszeniert als bilderreich akustischer Kammerpop. Als David Sylvian 1987 Secrets Of The Beehive veröffentlicht, kommt dessen schöpferische Wandlung nicht ganz unerwartet. Schon die ersten Soloalben nach dem Ende der Artpop-Band Japan verknüpfen Sylvians zunehmend abstrahierte Songs mit atmosphärischen Instrumentals. Bereits da ist der Soundkünstler Ryuichi Sakamoto einer seiner wichtigsten Begleiter, der den Ideen des Briten eine klanglich eindeutige Spezifik verleiht. Auf Secrets Of The Beehive aber übertrifft Sylvian auch die eigenen Erwartungen, wie er später in einem Interview sagt. Alles habe gepasst, die Songs und Arrangements, letztendlich auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung, denn im auslaufenden Popjahrzehnt bildet diesen Album von Anfang an einen unüberhörbaren Kontrast. Noch heute, 35 Jahre später, beansprucht das Album diesen Platz für sich. Während der Aufnahmen gibt Sylvian zunächst alles über Bord, was den feinsinnig komponierten Songs zu viel auftragen könnte. Übrig bleibt ein bis aufs Gerüst sparsam instrumentiertes Album von unfassbar schlichter Schönheit. Immer wieder schaffen sich die Musiker selbst Raum, pendeln zwischen Free Jazz-Elementen und perkussiv ausbalanciertem Pop. Den Songs verleihen sie so einen eindringlichen, fast zerebralen Charakter, während Sylvian mit tiefem Timbre wie ein Erzähler durch die musikalischen Landschaften führt. "I´m waiting on the empty docks, watching the ships come in. I´m waiting for the agony to stop..." heißt es in Let The Happiness In, dem schönsten Song der Platte, auf die 12 Jahre später die nicht weniger gelungene Fortsetzung Dead Bees On A Cake folgte.
Rauschen Review 170
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen