Dienstag, 1. März 2022

Decade

releases by DURAN DURAN___

DURAN DURAN: Releases (1981-1988), EMI

Das Werk Duran Durans nur auf die achtziger Jahre zu beschränken, verzerrt das Bild der britischen Poplegende aus Birmingham. Und doch hat kaum eine zweite Band den Pop dieser so stilbewussten Dekade so entscheidend mitgeprägt wie eben Duran Duran. Ein Rückblick in Form ihrer Albumveröffentlichungen.

DURAN DURAN / 1981                                                                                  

Das zwanglose wie charmante Debüt. Mit Bowie, Ferry und Lou Reed als passende Vorbilder, fragen sie in ihrer ersten Single Planet Earth nonchalant; "is there anybody out there". Die Resonanz lässt nicht lange auf sich warten. Das Album wird ein Erfolg und die fünf Briten zu den führenden Protagonisten der New Romantic-Welle. Rhodes´Soundflächen schweben wabernd zu einem groovend-knackigen Sound, der ihnen mit dem Song Girls On Film nicht nur ihren ersten Hit, sondern auch einen kleinen Skandal beschert. Aufgrund zu viel nackter Haut wird der Clip der Video-Regisseure Godley & Creme kurzerhand verboten. Der Nährboden für eine der beeindruckendsten Popkarrieren der achtziger Jahre ist damit gelegt.


RIO / 1982                                                                                 

Die düstere, wavige Note des Debüts weicht auf dem zweiten Album Rio einem sehr viel eleganteren Sound. Die Songs wirken einnehmender, auch aufgeräumter und katapultieren die Briten mit den Singles Hungry Like The Wolf und Save A Prayer in den USA in die Top 20. Im Titelsong löst Bassist John Taylor derweil die Gitarre als treibenden Melodiengeber ab, der heutige Kultsong The Chaffeur entstammt dagegen noch Simon Le Bon´s berühmten Lyricbuch aus dem Jahr 1977. Mindestens so wichtig wie die Songs wird mit Rio auch der mediale Auftritt der Band. Das Art Deco-Cover von Patrick Nagel gerät zum prägenden, grafischen Ausdruck der frühen achtziger Jahre und ihre Videos zu kostspieligen Ausflügen in die Karibik. Dabei hätten diese Clips zusammen lediglich so viel Geld gekostet, wie Jennifer Lopez in einem Jahr für ihren Friseur ausgibt, so Nick Rhodes später. Das Image als gutaussehende Posterboys haftet der Band dennoch eine ganze Weile an.

 

SEVEN AND THE RAGGED TIGER / 1983   
                                                                            
Album Nummer drei macht Duran Duran endgültig zu Superstars. The Reflex toppt die Charts in England und in den USA, und wird auch in Deutschland zum ersten Top Ten-Erfolg. Das unter der Riege von Alex Sadkin produzierte Album klingt deutlich rockiger, mehrfach nah an der Grenze zur aufgepeitschten Übersteuerung. Aber die Band behält ihr Gespür für prägnante Melodien (New Moon On Monday, Shadows On Your Side). Ausgerechnet das komplexe The Seventh Stranger wird zum schönsten Song der Platte, in dem Le Bon sehnsuchtsvoll schmachtet; "was i changing after rainbows, one thing for sure you never answered when i called". Die Lieblingsband von Lady Di war man da schon länger.

 

ARENA / 1984  
                                                                               
Die Sing Blue Silver Tour 83/84 ist ein einziger Triumphzug und die Band hätte gerne noch weitergespielt. Das Management hingegen setzt im Videozeitalter auf den Sci Fi-Film Arena. Dort versucht eine von Milo O´Shea verkörperte Kunstfigur  den Auftritt der Durans aus dem All zu verhindern, was schon am hysterischen Gekreische der Fans scheitern musste. Dabei sind die auf der gleichnamigen Liveplatte gar nicht mehr zu hören und wurden für ein besseres klangliches Ergebnis auf ein Hintergrundrauschen reduziert. So mutet Arena fast wie ein neuinterpretiertes Studioalbum an, doch die Songs erzeugen mächtig Druck. Nach über 100 Konzerten auf Tour ist die Band eingespielt und endlich darf Gitarrist Andy Taylor den Rockstar mimen. Als Zugabe gibt es dann tatsächlich eine Studioversion, die von Wild Boys, die postwendend zum größten Erfolg der Band wird. Im offziellen Original Line-up ist dies die letzte Albumveröffentlichung.


THE POWER STATION (THE POWER STATION) / 1985                                                                                    
Nach dem vorläufigen Split von Duran Duran, toben sich John und Andy Taylor in der Supergroup The Power Station aus. Gemeinsam mit Sänger Robert Palmer und Chic-Drummer Tony Thompson produzieren sie das auf den amerikanischen Markt zugeschnittene gleichnamige Album, das mit der Single Some Like It Hot tatsächlich zum Billboard-Hit fungiert. Doch noch vor Tourstart verläßt Palmer die Band, um sich wieder seiner Solokarriere zu widmen. Die nimmt fast zeitgleich ebenfalls in den USA mit den Song Addicted To Love an Fahrt auf. Als Ersatz springt Michael Des Barres ein, ein weiteres gemeinsames Album in dieser Formation aber gibt es nicht mehr.

 

SO RED THE ROSE (ARCADIA)/ 1985                                                                                  
Im Gegensatz zu The Power Station, kehren die drei übrigen Duran-Mitglieder zu einem ursprünglicheren Sound ihrer Vergangenheit zurück und veröffentlichen als Arcadia das mondän-kunstvolle Album So Red The Rose. Viele der Songs hätten auch Duran Duran gut gestanden, im Projektrahmen aber wirken die Soundflächen von Nick Rhodes nunmehr wieder sehr viel eigenwilliger. Als Komponisten gelingen Rhodes und Le Bon hier einige ihrer anmutigsten Songs, das gemeinsam mit Grace Jones eingespielte Election Day etwa oder Goodbye is Forever, in dem sich Le Bon im Abschiedsschmerz windet; "sometimes you have no choice, sometimes you´ve got no voice to say". Eine Anspielung auf die Zukunft von Duran Duran? Um die sah es damals eine Weile tatsächlich nicht gut aus.


NOTORIOUS / 1986                                                                                 

Das Comeback als Trio. Nach dem Ausstieg von Andy und Roger Taylor transportieren Duran Duran gemeinsam mit Chic-Legende Nile Rodgers Funk in ihre Songs. Das liegt ganz im Zeichen der Zeit und gelingt ihnen mit den Singles Notorious und Skin Trade sehr viel konsequenter als man vermuten durfte. Das Publikum jedoch reagiert verhalten auf die Neuausrichtung der einstigen Supergruppe, nur in den USA bleibt die Band auf Kurs, ihr bis heute wichtigster Markt. Mit illustrer Besetzung aber ist das Album präzise und druckvoll in Szene gesetzt und enthält einige der bedeutendsten Songs der Band aus der zweiten Reihe: A Matter Of Feeling, Vertigo oder das hinreißende Winter Marches On.

 

BIG THING / 1988                                                                                 

So wie der Vorgänger leidet auch ihr letztes Werk des Jahrzehnts, das sie so effizient mitgestaltet haben, am brüchigen Image der Band. Big Thing mag nicht mehr darüber hinwegtäuschen, dass sich Duran Duran seit längerem schon auf dem kommerziellen Rückzug befinden. Und doch übertrifft sich das Trio wie schon auf Notorious mit einem herausragenden Songwriting. "Do you believe in love?" singt Simon Le Bon für einen verstorbenen Freund und die Band lässt den einst so leichtfüßigen Pop hinter sich. Auf Big Thing kleiden sie diesen in eine melancholisch-schwebende Atmosphäre und verabschieden IHR Jahrzehnt in eine ungewisse Zukunft; "when i run out of blue, help me rise instead. Now i can run to you". 
Rauschen Story 27

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