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| BOSSE: Taxi (2009), Fuego |
Bosse bleibt eine Ausnahme unter den deutschsprachigen Popstars. So richtig zu lokalisieren ist er nicht, und schon gar nicht gehört er dazu, zu irgendeiner Szene oder einem Genre. Im Laufe der Jahre hat sich der gebürtige Braunschweiger fast unbemerkt ein ganz eigenes Feld erschaffen, ein emsiger Arbeiter, der mit viel Euphorie eine der symphatischten Karrieren in Gang gesetzt hat. Danach sah es allerdings anfangs gar nicht aus. Die ersten beiden Alben bleiben kommerziell überschaubar, erst mit dem Album Taxi werden die Bilder und Worte erstmals greifbar. Musikalisch klingt Bosse da noch deutlich ungestümer als auf späteren Alben, wie dem harmonisch ausbalancierten Kraniche zum Beispiel, das ihn 2013 endgültig zum Popstar macht. Davon ist auf Taxi vieles aber schon zu erahnen. Zumindest den Aufbruch hat Bosse längst im Visier. "Ein letzter Gruß von der Theke, an das Leben, das du kanntest" singt er in "3 Millionen", das auch heute noch zu den Livefavoriten zählt. Im Video dazu flüchtet die hinreißende Laura Tonke mit bunten Ballons aus der Großstadt, hinaus aufs Land. Und auch Bosse lässt das Großstadtleben Berlins, wo es ihn Jahre zuvor noch hinzog, hinter sich. "Du verlässt deinen Ort, du verlässt deine Freunde, für immer und jetzt, für immer und fern" heißt es in Irgendwo Dazwischen. Und so wie in den Texten ist auch die Musik auf dem Album in ständiger Bewegung. Wer Bosse einmal live gesehen hat weiß, dass genau diese Songs auch als Sensoren für seine bis heute herausragenden Konzerte gelten. Umso charmanter festzustellen, dass bei all dem Enthusiasmus in den Texten damals noch viel Unbekümmertheit aber auch Zweifel mitschwangen. "In meinem Kopf sind so viele Sorgen, sie gehen mir nachts nicht aus dem Sinn. Wie soll es weitergehen und woher kommt das Geld zum Leben", singt Bosse im hymnenhaften Augen Schliessen. Solche Sorgen musste er sich schon bald nach Taxi nicht mehr machen.
Rauschen Review 190

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