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| A-HA: Memorial Beach (1993), Warner |
"It's time we said goodbye, time now to decide", singt Morten Harket, fast ein wenig betreten und weiter "...don´t you feel so small, dark is the night for all". Ungewohnt melancholisch eröffnen A-ha 1993 ihr Album Memorial Beach. Es ist die bis dato ungewöhnlichste Platte der Norweger und heute, fast 30 Jahre später weiß man, dass sie es in ihrer ruhmreichen Karriere auch blieb. Kein Wunder also, dass sie beim breiten Publikum kaum Anklang fand und auch bald schon keine Rolle mehr spielen sollte auf weiteren Tourneen. Wer aber näher an der Band steht der weiß, dass nach dem Vorgänger East Of The Sun West Of The Moon der Weg nie günstiger schien für eine spürbare Umorientierung. Länger schon war man im A-ha Umfeld unzufrieden mit dem Image der Band. Zu Beginn der neunziger Jahre hatte sich zudem die Musiklandschaft grundlegend geändert und wurde größtenteils von Alternativebands dominiert. Selbst gestandene Popgrößen wie Duran Duran und Depeche Mode klangen nun auf einmal viel organischer. Der Erfolg von East Of The Sun... mit dem Everly Brothers-Cover Crying In The Rain ermutigte A-ha zudem, noch einen Schritt weiterzugehen. Dabei schienen die Paisley Park-Studios in Minneapolis für die Aufnahmen gerade gut genug, den Geist von Prince sucht man auf dem Album jedoch vergeblich. Nach dem hatten A-ha aber auch gar nicht gesucht, sondern nach einer Möglichkeit, fernab der Heimat, ein weitestgehend in sich geschlossenes, sehr homogenes Album aufzunehmen. Auch wenn Harket später mal zugab, dass die Band während des Aufnahmeprozesses völlig am Ende gewesen sei, ist man noch immer erstaunt über die Wucht, die einem in Cold As Stone entgegenschlägt. Das ratlose Kopfschütteln ihrer hitverwöhnten Anhängerschaft hat man unmittelbar vor Augen, wenn Harket raunt "you´re back again, you roam the streets and crack again". Die Stimmlage um einige Töne tiefer, was ihm gut steht, wurde Harket von seinen Bandkollegen erst nach dem Comeback 2000 wieder das höhere Timbre aufgehalst. Dabei hätten A-ha mit dieser Platte auch in der Versenkung verschwinden können, alle Zeichen deuteten es an, die Band selbst mit den letzten Zeilen im Titelsong; "we never found a place to hide, some peace of mind, god knows we tried". Was wäre das für ein hinreißend schöner Abschied geworden, so verhangen und gleichzeitig elektrisierend wie sie auf dem Album klangen.
Rauschen Review 192

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