Samstag, 14. Januar 2017

KLEZ.E / Desintegration

Was zunächst als größenwahnsinniger Scherz anmutet, die britischen Überhelden The Cure in Sound, Titel und Albumgestaltung zu imitieren, entpuppt sich auf dem Album "Desintegration" als musikalische Offenbarung wie auch gesellschaftspolitische Abrechnung. Klez.e, die Band um den vielseitigen Musiker und Produzenten Tobias Siebert, bildet mit ihren 8 neuen Songs (den ersten auch nach 8 Jahren Pause) weniger Imitation als vielmehr Hommage an die Band um Sänger Robert Smith, die im Jahr 1989 das Album "Disintegration" veröffentlichten, jenes düster-sphärische Meisterwerk, denen sich Klez.e zwar musikalisch nähern, es aber vielmehr als Soundtrack und Zeitmanifest betrachten, dem Jahr des Mauerfalls zwischen Ost und West. So ist nun die deutsche Variante, wenn man sie so nennen will, Jahrzehnte später auch eine Sicht auf Rückblicke und Entwicklungen und ein düsterer Fingerzeig auf aktuelle Ereignisse im politischen Deutschland. Der Titel "Desintegration" klingt da auf erschreckende Weise zeitgemäß. Die musikalische Auslegung hingegen ist ein flehentlich wie leidenschaftlicher Ritt durch die Klangwelten der frühen The Cure geworden, mit fließenden Bassläufen in Moll, perlenden Gitarrenklängen und einer sonoren wie unverstellten Stimme. Das betitelte "Disintegration" spielt da nicht einmal die vordergründige Rolle, vielmehr sind es die Alben aus den Anfängen der Achtziger Jahre - "Faith" und "Pornography" - die den schwermütigen Gesamteindruck ausmachen. Die berührend-offenherzigen Texte und die schlichtweg großartigen Songs machen aus Klez.e`s "Desintegration" ein mutiges wie frisches Album im allerbesten Weltschmerzgewand. 
Rauschen Review 50

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