Donnerstag, 1. Dezember 2016

MESSER / Hamburg, Molotow


Ruhig, beinahe empfindsam beginnen Messer ihren Auftritt im Hamburger Molotow. "Ein Tunnel ist ein kühler Ort, wo führt er uns nur schließlich hin", intoniert Frontmann Hendrik Otremba mit der immer finster dreinblickenden und doch so hinreißenden Stella Sommer an seiner Seite. Gemeinsam singen sie "So sollte es sein", das Eröffnungsstück eines hervorragenden Konzertabends, auch ein Statement, exemplarisch für die aktuelle Relevanz dieser Band. 3 Alben haben Messer bislang veröffentlicht, gemeinsam mit Die Nerven, Karies oder Isolation Berlin gelten sie als eine der Bands der Stunde. Doch wo Die Nerven zur Entwicklung noch ein Side-Projekt benötigen (All Diese Gewalt), sind Messer als Band schon einen gewaltigen Schritt weiter. Ihr aktuelles Album "Jalousie" ist sonore wie offenkundige Prosperität, die Jugend längst ein Stück weit verschwendet. Und wie auf dem Album geben sich Messer auch live im ersten Teil des Konzerts gezügelter, melodiebeseelter. An Energie büßen sie deshalb noch lange nicht ein, was auch an der neu gewonnenen Vorliebe für Percussions und Bassist Pogo Mc Cartneys Orgelspiel liegt. Die Neuinstrumentierung gibt den Songs mehr Tiefe, indes der Sound noch düsterer und bedrückender klingt. Im weiteren Verlauf des Abends gibt sich die Band wieder gewohnt rauher´, spielt sich kaum merklich in Rage, so wie die Stimme Otrembas immer lauter, überdrehter wird. Bei aller Experimentierfreude bleiben Messer doch auch eine höchstimpulsive Rockband. "Wie ein großer Vogel über der Autobahn, lässt er sich herab. Sie kennt die Leute, sie kommt hier immer hin. Trink die Nacht, trink die Luft der Nacht", ertönt es schallend in "Die kapieren nicht", wohlwissend, dass draußen, auf der Hamburger Reeperbahn, eben genau diese Nacht wartet. Ein essenzielles Konzert. 
Rauschen Review 49

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen