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| TINDERSTICKS: Distractions (2021), Lucky Dog City Slang |
Die Tindersticks bleiben rastlos und haben diverse Projekte und Filmmusiken längst neben ihrem mittlerweile stattlichen Albumkatalog etabliert. Auch musikalisch macht sich das seit geraumer Zeit bemerkbar. Spätestens seit "The Something Rain" (2012) jagen sie nicht mehr allein dem Schönklang früherer Jahre hinterher, sondern verordnen sich einer steten Neufindung. Auf "Distractions" führt sie das zu einer bislang kaum registrierten Bescheidenheit. Fast ein wenig monoton traben die Songs vor sich hin, geben höchstens
Andeutungen und reflektieren damit auch die Zeit der Entstehung. Waren
die Tindersticks bislang immer auch ein romantisch verklärter Ausbruch
aus dem Alltag, so ist "Distractions" von Uneindeutigkeit, vielleicht
sogar Unsicherheit geprägt. Dabei gewinnt man den Eindruck, dass irgendetwas immer in schwelender Bewegung sei, so wie der noch leicht nervös flackernde Opener "Man Alone". Das von sachten Beats getragene Stück bleibt trotzdem galant im Hintergrund, so auch Stuart Staples Stimme in "I Imagine You", in der er ein ungewohnt neutraler Erzähler bleibt. Wirklich greifbar sind die Tindersticks diesmal nicht. Damit stellt sich die Band auch selbst auf die Probe, weil sie zwangsläufig an Grenzen stößt und die Collagen auch wieder aufbricht. Genau das macht das Album dann doch spannend. Denn wo im oft reduzierten, spröden Gewand vieles nur zu erahnen ist, ergießen sich auch rauschhafte Momente, so im komplett neu arrangierten Neil Young-Cover "A Man Needs A Maid", das bei den Tinderstsicks einen nicht unerwartet flamboyanten Anstrich erhält. Auch das französische "Tue-Moi" hebt sich wohlwollend hervor, ehe das zehnminütige "The Bough Bends" das Album wieder in einen klanglichen Schleier hüllt.
Rauschen Review 141

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