| PLACEBO: Releases (1996 - 2013) |
Barsche Dramatik und ganz viel verwegene Polarität. "Shine the headlight, straight into my eyes" singt der damals zwanzigjähre Brian Molko und spuckt der aufgeblasenen Britbewegung mächtig ins Gesicht. Energetisch knarzt der Sound, kurz vorm Überschlag. Und dann diese Stimme. Wie ein hysterisches Mädchen jault Molko vom femininen Nancy Boy; "and it all breaks down at the role reversal". Welch grandiose Songs zum Einstieg.
Das ambitionierte Zweitwerk wird gleich ihr großer Wurf. Das Temperament des Vorgängers verwandeln sie in flehentliche Dringlichkeit. Das poppige Every You Every Me wird zum Hit aber ganz groß sind vor allem die ruhigen Songs: "I´m unclean, a libertine" behauptet Molko im Titeltrack, den sie für die Singleversion mit seinem Idol David Bowie gar neu einspielen. Und dieser zeigt sich direkt begeistert vom Talent seines jüngeren Pendants und gilt bis heute als Pate der damals noch jungen Band.
BLACK MARKET MUSIC / 2000
Den melancholischen Pfad von Without... verfolgten sie auf dem dritten Album nicht weiter, was seinerzeit viele verwunderte. Die Band sei noch nicht so weit für ihr Kid A, so Molko damals. Später spielte der Umstand dann auch keine Rolle mehr, so wenig wie Kid A. Aber Placebo festigten hier ihren Ruf als alternative Hitlieferanten. Auf Black Market Music befinden sich einige ihrer bis heute treffsichersten Nummern: Days Before You Came, Special K oder Slave To The Wage. Mit diesem Sound machten sie fortan weiter.
SLEEPING WITH GHOSTS / 2003
Noch mehr als auf dem Vorgänger, bringen Placebo die Songs von Sleeping With Ghosts auf den Punkt. "Sometimes it´s fated, disintegrated, for fear of growing old" singt Molko in This Picture aber er wirkt gelöster denn je zuvor. Über weite Strecken sind Placebo nah dran am Gestus einer Popband, wäre da nicht die Schlagseite in The Bitter End. Kaum einer kann Resignation so schön zum Ausdruck bringen wie Brian Molko; "from the time we intercepted, feels a lot like suicide, slow and sad, getting sadder".
COVERS / 2003
Ein Coveralbum, das die Bandbreite von Placebo aufzeigen soll aber in den Interpretationen recht unausgegoren bleibt. Drei Songs aber machen sie zu ihren eigenen. Running Up That Hill von Kate Bush im geheimnisvoll-verschleppten Tempo gehört seither zu ihrem Liveset und auch das Pixies-Cover Where Is My Mind? überzeugt. Am schönsten aber gelingt das herzzerreißende Jacky von Sinead O Connor. "Jackie left on a cold, dark night, telling me he´d be home. Sailed the seas for a hundred years, leaving me all alone". Dieser Song ist wie gemacht für Brian Molkos düstere Expressivität.
MEDS / 2006
Neben der schwelgenden Melancholie von Without You I´m Nothing ist Meds vielleicht Placebos bestes Album. Nach den Popausflügen der letzten Jahre kommt es mit einer ganz neuen Verschrobenheit zur genau richtigen Zeit. "Baby, did you forget to take you meds?" mahnt Allison Mosshart im Opener und Molko erwidert "i was alone, falling free, trying my best not to forget". Ein anderer Gastsänger ist Michael Stipe und der geht im schwankenden Broken Promise fast unter, so offensiv schlägt die Band um sich, letztmalig in der bekanntesten Besetzung mit Schlagzeuger Steve Hewitt. So dringlich wie hier klangen Placebo danach nur selten wieder.
BATTLE FOR THE SUN / 2009
Mit einem neuen, sehr viel jüngeren Schlagzeuger (Steve Forrest) will die Band vielseitiger klingen. Battle For The Sun aber fehlt die gewohnte, sehr feinfühlige Magie und leidet an einer viel zu aufgesetzten Produktion. Dabei gibt es durchaus Glanzpunkte; The Never-Ending Why rockt ungewohnt straight und Julien kann mit den elektronischen Impulsen umgehen. Der Rest des Albums verliert sich in der eigenen Erwartungshaltung.
LOUD LIKE LOVE / 2013
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